
Verdauungsbeschwerden oder Bauchschmerzen hat jeder Mal. Das passiert, wenn der Körper empfindlich auf Nahrungsbestandteile reagiert. Sobald das jedoch sehr häufig der Fall ist, wird es problematisch und man spricht von einer Nahrungsmittelunverträglichkeit. Angi und Pam von intolerant.me klären auf, welche Formen dabei unterschieden werden.
Erstmal vorab: Was ist eine Unverträglichkeit genau?
Darunter versteht man alle gesundheitlichen Beschwerden, die in Zusammenhang mit dem Verzehr von Lebensmitteln auftreten. Diese kommen in den Industrieländern bei etwa einem Drittel der Bevölkerung vor. Dabei muss zwischen einer Nahrungsmittelsensitivität, Nahrungsmittelintoleranz und Nahrungsmittelallergie unterschieden werden.
Kurz gesagt: eine Nahrungsmittelsensitivität bedeutet, dass der Darm sensibel auf gewisse Nahrungsmittel reagiert. Vor allem wenn man sie in größeren Mengen konsumiert.
Bei einer Nahrungsmittelintoleranz hingegen ist der Organismus nicht in der Lage, bestimmte Nahrungsbestandteile zu verdauen bzw. über den Stoffwechsel zu verwerten. Nahrungsmittelintoleranzen sind mit 50 bis 80% sehr häufig vertreten. Die verbreitetsten Formen sind die Laktose-, Fruktose-, Histamin- und die Glutenintoleranz. Ein Sonderfall ist die Zöliakie. Im Unterschied dazu spricht man von einer Nahrungsmittelallergie, wenn der Verzehr eines Nahrungsmittels eine allergische Reaktion zufolge hat. Nahrungsmittelallergien sind eher selten und werden meist bereits im Kindesalter entdeckt. Bei Erwachsenen erscheinen sie fast immer als Kreuzreaktionen zu Pollenallergien. Es sind etwa 5% der Bevölkerung davon betroffen.

(Photo by Alice Donovan Rouse on Unsplash)
Laktoseintoleranz
Sie ist die am häufigsten vorkommende Nahrungsmittelintoleranz in Europa. Etwa ein Drittel ist davon betroffen. Dabei sind die regionalen Unterschiede riesig (ca. 2 % in Schweden und 70 % in Sizilien). Bei einer Laktoseintoleranz handelt es sich um einen Mangel des Enzyms Laktase, wodurch der aufgenommene Milchzucker nicht oder nur in kleinen Mengen aufgespalten werden kann.
Fruktoseintoleranz
So nennt man es, wenn der Fruchtzucker dem Darm Probleme macht. Etwa 5 bis 7% der westlichen Bevölkerung haben eine sogenannte „Fruktosemalabsorption“. Diese Unverträglichkeit liegt einem Defekt im Transportmechanismus durch die Darmwand zugrunde. Dies führt dazu, dass der Fruchtzucker im Dünndarm nicht ausreichend aufgenommen werden kann und teilweise in den Dickdarm weitertransportiert wird, wo er von der dort ansässigen Darmflora abgebaut wird. Die Fruktosemalabsorption ist von der angeborenen und unter Umständen lebensbedrohlichen Fruktoseintoleranz zu unterscheiden, bei der gar keine Fruktose aufgenommen werden kann.
Histaminintoleranz
Die Histaminintoleranz hat in Europa eine Häufigkeit von 1 bis2%. Dabei führt ein Missverhältnis zwischen dem Nahrungsbestandteil Histamin und dem abbauenden Enzym Diaminoxydase dazu, dass überschüssiges Histamin in den Blutkreislauf gelangt und so an Histaminrezeptoren andocken kann. Dadurch werden meist allergieähnliche Symptome auslöst.
Glutenunverträglichkeit
Hierbei unterscheidet man zwischen einer Glutensensitivität, Glutenintoleranz und der Zöliakie (Glutenallergie). Im Unterschied zu den oben erwähnten Intoleranzen handelt es sich bei der Zöliakie um eine Autoimmunkrankheit, die eine strikte, lebenslang einzuhaltende, glutenfreie Diät erfordert. Bei ihr löst der Glutenbestandteil Gliadin in der Dünndarmschleimhaut eine immunologische Reaktion aus, die zu einer chronischen Entzündung und Schädigung der Schleimhaut führt. Es sind etwa 1 % der Europäer davon betroffen.
Bei einer Glutenintoleranz kommt es hingegen zur Bildung ganz spezifischer Antikörper, die sich ausschließlich gegen bestimmte Allergene richten. Das ist sozusagen eine abgeschwächten Form, bei der die Darmzotten nicht angegriffen werden. Und noch etwas schwächer ist die Nicht-Zöliakie-Glutensensitivität, an der heutzutage viele Menschen leiden. So nennt man es, wenn Zöliakie und Glutenintoleranz ausgeschlossen werden kann, die Betroffenen aber dennoch von einer glutenfreien Diät profitieren.
Mehr zum Thema Gluten findest du in unserem Gluten 101.

(Photo by Ivan Torres on Unsplash)
Welche Beschwerden sind typisch?
Da viele der Symptome so alltäglich erscheinen, ist manchen Menschen gar nicht bewusst, dass sie an einer Nahrungsmittelunverträglichkeit leiden. Es gibt verschiedene Ursachen, die ähnliche Beschwerden auslösen können. Diese spielen sich meist nicht nur im Magen-Darm-Trakt ab, sondern können auch die Atemwege, die Haut oder sogar das Herz-Kreislauf-System beeinträchtigen.
Typische Symptome sind:
- Müdigkeit
- Blähungen
- Durchfall
- Verstopfung
- Bauchschmerzen und Krämpfe
- Entwicklungsstörungen (bei Kindern)
- Heißhunger auf Süßes
- Zungenbrennen oder Kribbeln an der Mundschleimhaut
- Schluckstörungen (Gefühl von Frosch im Hals)
- Herzrasen
- Kopfschmerzen & Migräne
- Erröten im Gesichts- und Halsbereich
- juckende, rote Flecken oder Quaddeln
- Symptome wie beim Heuschnupfen (verstopfte Nasen, Niesreiz, tränende Augen)
Symptome können sofort aber auch erst nach 24 bis 48 Stunden auftreten. Eine sofortige Verschlechterung nach dem Essen lässt sich demnach leichter mit den verzehrten Nahrungsmitteln in Verbindung bringen, wobei eine Spätreaktionwesentlich schwieriger in Zusammenhang zu bringen ist.
Wie kann eine Unverträglichkeit diagnostiziert werden?
Neben Selbsttests sind die oben genannten Unverträglichkeiten relativ einfach ärztlich diagnostizierbar. Ein „H2-Atemtest“ gibt bei einer Laktoseintoleranz und Fruktosemalabsorption Aufklärung. Und Histaminintoleranz sowie Zöliakie können durch Bluttests entdeckt werden.
Schwieriger wird es, wenn die Beschwerden trotz entsprechender Diät anhalten. Oft spricht man dann von Reizdarmsyndrom (Link zu unserem Artikel “Low-FODMAP-Diät: Hilfe bei Reizdarmsyndrom”).

(Photo by NeONBRAND on Unsplash)
Wie geht man mit einer positiven Diagnose um?
Eigentlich hilft hier dann nur eine Ernährungsumstellung. Dabei ist wichtig zu erwähnen, dass jeder Mensch anders ist und bei der Behandlung von Nahrungsmittelunverträglichkeiten deshalb die individuelle Toleranzschwelle der jeweiligen Lebensmittel herausgefunden werden muss. Das ist oft ein langwieriger Prozess und es ist hilfreich, ein Ernährungstagebuch zu führen. Darin werden jeden Tag alle aufgenommenen Nahrungsmittel (also auch Zwischenmahlzeiten, Getränke usw.) und auftretende Symptome eingetragen. So kann man sehen, wieviel man von etwas verträgt. Die eigene Toleranzgrenze kann sich über die Zeit verändern, deshalb sollte weiterhin laufend darauf geachtet werden.So kann es also sein, dass Sie gewisse Nahrungsmittel, die jetzt im Moment nicht gehen, irgendwann wieder problemlos essen können. Und für die anderen, gibt es zum Teil mittlerweile schon tolle Alternativen.
Für reichlich leckere Inspiration diesbezüglich sorgt intolerant.me (bitte Link setzen: www.instagram.com/intolerant.me). Auf ihrem Instagram-Profil teilen sie täglich Restaurants, Produkte und Rezepte zum Thema Nahrungsmittelintoleranzen und -allergien. Schauen doch mal vorbei!
Mehr zu intolerant.me findet Sie in unserem Artikel “Meet the Experts”.
Comments